Authentisches Unternehmertum … Chapeau!
Dieses dritte Buch des Autors wendet sich wieder an die Eidelstedter. Der Werdegang des Kaufhauses Reinhold & Pabst wird von den Anfängen 1936 bis zur Schließung 2002 noch einmal verarbeitet. Diesmal aus Sicht des werbetreibenden Mittelstands, der sich jeden Tag auf’s neue fragt, wie er es seinen Kunden sagen soll…
Werbung im Wandel der Zeit
Wie sag ich’s meinen Kunden?
Die Anzeigen des Eidelstedter Kaufhauses Reinhold & Pabst 1936-2001
Buchverlag Andrea Schmitz, 2010
Broschiert, 170 Seiten
ISBN 978-3935202848
EUR 18,40
Der Anfang des Buches widmet sich der Geschichte der Familien Reinhold und Pabst, die im vergangenen Jahrhundert in ganz Deutschland an unterschiedlichsten Standorten Kaufhäuser betrieben haben. Die Familiengeschichte geht nahtlos über in die Schilderung der Entwicklung des Kaufhauses am Eidelstedter Platz und die damit verbundenen sozialen Auswirkungen im Stadtteil.
Anhand exemplarischer Anzeigen des Kaufhauses wird diese Geschichte vor unseren Augen noch einmal lebendig. Die meisten Anzeigen wurden vom Autor – in seiner Funktion als Kaufhauschef – selbst getextet und wirken sehr spontan und frisch und zeugen von einer großen Nähe zur Kundschaft. Diese unverblühmte, manchmal etwas freche und sehr authentische Ansprache wurde von den Kunden immer honoriert.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit den Autor auf einer seiner Lesungen kennen zu lernen und bin persönlich tief beeindruckt von seinem Lebenswerk und seiner unternehmerischen Leistung. Es ist wirklich schade, dass die Spezies des engagierten Entrepreneurs offenichtlich vom Aussterben bedroht ist: menschlich, herzlich, kreativ und immer ein offenes Ohr für Kunden und Mitarbeiter.
Multinationale Konzerne mit ihren Megastores werden nie einen so intensiven Dialog mit den Kunden führen können. Der Autor geißelt an mehreren Stellen des Buches die aktuelle rücksichtlose Geisteshaltung in Handel und Wirtschaft, die letztendlich dazu geführt hat, dass das Kaufhaus wegen des immensen Wettbewerbdsdrucks geschlossen wurde: „Hornbach investiert nicht, weil es an Baumärkten fehlt – weiß Gott nicht – er investiert um Max Bahr und Praktiker klein zu kriegen.“
Das Buch ist gut lesbar. Die Schriftgröße ist optimal gewählt. Für einige wenige Anzeigenabbildungen muss man die Lupe zücken. Im Übrigen hat sich der Verlag große Mühe gegeben, die Anzeigen zu reproduzieren, oft von vergilbten, gelochten Zeitungsausschnitten oder gar Fotokopien. Größter sichtbarer Mangel ist die Umschlaggestaltung. Aber davon nicht abschrecken lassen: der Inhalt taugt was!