DREAMBOOK

Buchbesprechungen – keine Verrisse …

Lost in Translation

Kunterbuntes Multikulti-Wörterbilderbuch

Ein guter Titel, der an einen bekannten Film anknüpft, ist schon mal eine gute Voraussetzung für den Erfolg eines Produktes. Hier handelt es sich eindeutig nicht um ein literarisches Werk, sondern um den Versuch einer interessanten Sammlung von Wörtern verschiedener Sprachen, die so eigenwillig einer bestimmten Kultur zugeordnet sind, dass sie sich in anderen Sprachen nur umschreiben oder erklären lassen.

Lost in Translation
Unübersetzbare Wörter aus der ganzen Welt
Ella Frances Sanders
aus dem Englischen von Marion Herbert
gebundene Ausgabe, 112 Seiten
DuMont, 2017
ISBN-10: 3832198490
ISBN-13: 978-3832198497
Originaltitel: Lost In Translation. An Illustrated Compedium of Untranslatable Words from Around the World
17 x 1,5 x 19,2 cm
EUR 18,-

Da das Buch die deutsche Übersetzung des englischsprachigen Originals von Ella Frances Sanders ist, können wichtige Konnotationen bereits bei der „Translation“ ins Deutsche verloren gegangen sein. Dies kann ich nicht beurteilen, da mir das Buch nicht vorliegt. Beurteilen kann ich allerdings die Erklärung zu den Begriffen von Sprachen, derer ich mächtig bin; beispielsweise Norwegisch.

Das norwegische Wort „forelsket“ bedeutet übrigens nichts anderes als das deutsche Wort „verliebt“. Hier zeigt sich die Schwäche der Übertragung eines Buches von einem Sprachraum (Englisch) in einen anderen (Deutsch). Im englischsprachigen Original ergibt die Erklärung des norwegischen Wortes einen Sinn, da es im Englischen keine griffige Entsprechung (being in love) für das Adjektiv „verliebt“ gibt.

Englische Sprachen wie US-Amerikanisch, Irisch, Schottisch, australisches- und kanadisches Englisch sind komplett unterschlagen, was wahrscheinlich dem englischsprachigen Original zu schulden ist; obwohl es in diese Sprachräume auch unglaublich interessante lokale und regionale Wortschöpfungen zu bieten haben.

Ich hätte mir auch ansonsten eine größere Sprachenvielfalt gewünscht. Einige Sprachen wie Ungarisch, Kroatisch, Litauisch, Estnisch, Philippinisch, Thai und Chinesisch tauchen gar nicht auf, andere wie Norwegisch, Schwedisch, Arabisch, und Japanisch immer wieder. Am Ende des Büchleins gibt es eine eigene Abteilung von deutschen Wörtern wie „Kabelsalat“. Das deutsche Wort „Waldeinsamkeit“ wird zwar Heinrich Heine zugeschrieben, hat seine Wurzeln jedoch in spirituellen Mönchspraktiken des Buddhismus und Hinduismus. Hätte mir doch mal jemand die Einzigartigkeit des urdeutschen Begriffs „Heimat“ erklärt!

Das Layout und Design, sowie die durchaus gelungenen Illustrationen in dem Büchlein sind die halbe Miete. Allerdings ist die handschriftliche Typografie an manchen Stellen eine Zumutung. Das Lesen des Vorworts in kleiner dünner weißer Schrift auf hellblauem Fond bedarf einiger Überwindung (siehe Foto). Aber wer liest schon ein Vorwort; außer den Rezensenten!

Durchgeblättert hat man die 112 Seiten in wenigen kurzweiligen Momenten. Geeignet ist das gebundene Buch in seinem handlichen Format als Verlegenheits-Mitbringsel. Allerdings nur, wenn man nicht so genau auf’s Geld achten muss: Mit EUR 18 ist es eindeutig überteuert.

Richtig geärgert hat mich, dass an zwei Stellen des Buches der Buchblock beim Beschneiden nicht richtig ausgerichtet war, so dass jeweils zwei Seiten mit einer Art Eselsohr zusammenhängen (siehe Fotos). Ich werde das jetzt nicht mit der Schere auseinander schneiden, sondern zum Buchhandel gehen und mir ein anderes Exemplar geben lassen …

Kommentare sind geschlossen.

Right Menu Icon