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Buchbesprechungen – keine Verrisse …

Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten

Es geht immer noch was!

Gerade eben habe ich das Buch zugeschlagen. Ich habe an vielen Stellen herzlich lachen müssen und am Ende flossen die Tränen. Das können Sie mir glauben! Man muss sich überhaupt gar nicht für Fußball interessieren, um von den Geschehnissen rund um diese Dorfgemeinschaft im tiefsten Mittelengland der 1970er Jahre in den Bann gezogen zu werden. Nun gut, es schadet wiederum nicht ein Fußball-Fan oder -Spieler zu sein, denn hier wird ein Sport geschildert, so wie er heute wohl kaum noch zu finden ist.
Denn die Mannschaft, die sich hier im Laufe der Geschichte formiert, ist alles andere als professionell im heutige Sinne. Es ist zwar ein abgehalfterter ehemaliger Profi darunter, jedoch macht den Unterschied aus, dass die Protagonisten es nicht für das liebe Geld tun, sondern für die Ehre ihres Dorfes. Und dafür werden alle, aber wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt … bis zum erhofften großen Erfolg.

Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten
J.L. Carr
aus dem Englischen von Monika Köpfer
gebundene Ausgabe, 192 Seiten
DuMont, 2017
ISBN-10: 3832198547
ISBN-13: 978-3832198541
Originaltitel: How Steeple Sinderby Wanderers won the FA Cup
12,5 x 2,2 x 20,5 cm
EUR 20,-

Da Montag gerade der Terroranschlag in Manchester verübt wurde, bei dem viele Konzertbesucher, vor allem Kinder und Jugendliche ums Leben kamen, zitiere ich einen Taxifahrer, der wie viele andere, nach der Explosion kostenfrei Überlebende in Sicherheit brachte: „Wir sind wie Leim. Wir halten zusammen wenn es zählt.“ Genau dieser Geist wird auch in dem Buch J.L. Carrs an vielen Stellen deutlich. Wer sich dieser, teils amüsanten, teils schwermütig-melancholischen und dann wieder schenkelklopfend-urkomischen Erzählung entziehen kann, ist selbst Schuld ein kleines Stück Weltliteratur zu verpassen.

Ich könnte jetzt eine kurze Inhaltsangabe schreiben und viele typische Textstellen aus dem Buch zitieren, um diese Rezension anzureichern. Doch das lesen Sie vielleicht besser bei anderern Rezensenten, die das ausführlicher machen. Mit auf den Weg geben möchte ich Ihnen nur die Regel Nr. 1, die der Vordenker und strategische Lenker dieses ungewöhnlichen Erfolgs, der gebürtige Ungar und Doktor der Philosophie Dr. Kossuth seinen „Recken“ mit auf den Weg gibt: „Man kann den Ball ohne Weiteres spielen, ohne auf seine Füße zu schauen. Frauen müssen beim Stricken auch nicht auf ihre Hände gucken.“

Mir hat dieses Buch fast besser gefallen als „Ein Monat auf dem Land“ vom gleichen Autor, das ich im vergangenen Herbst das Vergnügen hatte zu lesen. Fast unnötig zu sagen, dass auch in dem vorliegenden Büchlein von 190 Seiten die Sprache zwar verständlich einfach und doch vielseitigst wortgewaltig und filigran ist. Der Übersetzerin Monika Köpfer ist es gelungen, das englische Original so treffsicher zu übersetzen, dass von der typisch britischen Atmosphäre, dem scharfen Wortwitz aber auch der Wehmut gar nichts verloren geht.

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