Hand aufs Herz
Mal ehrlich: Hätte dieses Buch nicht fast ein Drittel schlanker sein können? Ich hätte nichts vermisst. Die größte Schwäche ist der verbale Ballast des Textes. Er ergeht sich in inhaltlichen Wiederholungen und unnötigen Ausschmückungen. Der Spagat zwischen populärwissenschaftlichen Darstellungen und Auszügen aus verschwörungstheoretischen Dokumenten ist nicht gelungen.
Der Autor schreibt an mehreren Textstellen, fast entschuldigend, dass er das Buch einem inneren Ruf folgend, spontan geschrieben hat und sich sein eigener Verstand mehrfach dagegen wehrte. Solche Autoabsolutionen gehören in den Prolog oder Epilog eines Buches aber nicht in den laufenden Text.
Der verratene Himmel:
Rückkehr nach Eden
von Dieter Broers
gebundene Ausgabe, 112 Seiten
Dieter Broers Verlag Ltd., 2014 (04.10.2014)
ISBN-10: 3950381406
ISBN-13: 978-3950381405
22,4 x 14,8 x 2,6 cm
EUR 19,99
Meine Erwartungen hat das Buch nicht erfüllt. Der Autor macht es nicht nur sich selbst schwer, sondern auch dem Leser, den umfangreichen und ohnehin sperrigen Stoff bis zum Ende aufzunehmen. Das letzte Drittel des Buches ist eigentlich nur für hartgesottene Esoteriker verdaulich. Der Rest des Buches ergibt allerdings ganzheitlich einen Sinn.
Dabei geht es so gut los! Titel und Cover sind so liebevoll gestaltet und vielversprechend. Die serifenlose Schrift ist auch bei wenig Licht noch gut lesbar, das Papier ist griffig und der Buchblock mit Lesebändchen ausgestattet. Die ersten Kapitel sind der Erkundung der physiologischen und psychologischen Grundlagen des Menschseins gewidmet.
Hier finde ich Vieles wieder, was mir auch an anderen Quellen zugeflossen ist: Von der Weltschau eines Krishnamurti bis zu den multidimensionalen Universen Burkhard Heims, eines verkannten deutschen Pysikers, den ich sehr verehre. Folgen kann ich auch der offensichtlichen Entwicklung unserer Gesellschaften von einem Gemeinsinn hin zur alleinigen Geltung des Egos, der damit verbundene ethische Verfall und der Verlust des göttlichen Selbst.
Auch ich sehe das System, ein Muster, eine Matrix der zunehmenden Fremdsteuerung der Menschen. Nur indirekt angesprochen wird in dem Buch die Rolle, die den Medien und den kapitalitischen Wirtschaftskräften dabei zukommt. Denn – und hier fängt mein Verstand an sich auszuklinken – der Autor beginnt nun mit Beweisführungen, als Quellen uralte gnostische Texte aus Ägypten heranzuziehen, in denen von mutmaßlich außerirdischen nichtkörperlichen Wesensheiten die Rede ist, die seit Jahrtausenden versuchen, uns ein „X für ein U“ vorzumachen, in dem sie uns die Welt durch eine Art Zerrbrille betrachten lassen, die alles in sein offensichtliches Gegenteil verkehrt.
Selbst wenn dies alles inhaltlich richtig sein sollte, gelingt es dem Text – trotz der einpeitschenden Wiederholungen – nicht überzeugend genug zu sein, um den verquasten Schlüssen zu folgen. Gegen Ende des Buches fällt für mich vieles, was am Anfang noch verstanden wurde, auseinander.
Der Leser wird allein gelassen mit dem Fazit, dass nur die Entdeckung des eigenen göttlichen Selbst eine Rettung vor der Matrix sein wird: Das Rendevouz mit uns selbst, die Entdeckung der wahren Liebe. Die einzigen konkreten Ratschläge für eine „Rückkehr nach Eden“ bestehen in Tipps zu Meditationen und der Einnahme psychoaktiver Substanzen, die einen erkennen lassen, wie die Welt wirklich ist und wohin unser Weg führt.